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Es geht um die (Blut-)Wurst!

Eine kleine Bibelarbeit, die im Rahmen eines Hauskreisthemas entstanden ist. Hintergrund war, dass ich leichtfertig sagte, Christen dürfen keine Blutwurst essen. Leider ohne wirklich nachgeforscht zu haben 😉

Verwendete Abkürzungen

NT Neues Testament
SCH2000 Schlachter Bibel 2000


Teil I

Beobachtungen

Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott

Johannes 1,1

Papyrus Bodmer VIII

Wo nichts anderes erwähnt ist, wird für Bibelzitate die «Schlachter Bibel 2000 (SCH2000)» Übersetzung verwendet.

Betrachteter Textabschnitt: 1. Mose 9,1–5

1 Und Gott segnete Noah und seine Söhne und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehrt euch und erfüllt die Erde!
2 Furcht und Schrecken vor euch soll über alle Tiere der Erde kommen und über alle Vögel des Himmels, über alles, was sich regt auf dem Erdboden, und über alle Fische im Meer; in eure Hand sind sie gegeben!
3 Alles, was sich regt und lebt, soll euch zur Nahrung dienen; wie das grüne Kraut habe ich es euch alles gegeben.
4 Nur dürft ihr das Fleisch nicht essen, während sein Leben, sein Blut, noch in ihm ist!
5 Jedoch euer eigenes Blut will ich fordern, von der Hand aller Tiere will ich es fordern und von der Hand des Menschen, von der Hand seines Bruders will ich das Leben des Menschen fordern.

1. Mose 9,1-5

Der unmittelbare Kontext: 1. Mose 8,20–22 & 1. Mose 9,6-9,17

(8,20) Noah aber baute dem HERRN einen Altar und nahm von allem reinen Vieh und von allen reinen Vögeln und opferte Brandopfer auf dem Altar.
(8,21) Und der HERR roch den lieblichen Geruch, und der HERR sprach in seinem Herzen: Ich will künftig den Erdboden nicht mehr verfluchen um des Menschen willen, obwohl das Trachten des menschlichen Herzens böse ist von seiner Jugend an; auch will ich künftig nicht mehr alles Lebendige schlagen, wie ich es getan habe.
(8,22) Von nun an soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht, solange die Erde besteht!

1. Mose 8,20-22

(9,6) Wer Menschenblut vergießt, dessen Blut soll auch durch Menschen vergossen werden; denn im Bild Gottes hat Er den Menschen gemacht.
(9,7) Ihr aber, seid fruchtbar und mehrt euch und breitet euch aus auf der Erde, daß ihr zahlreich werdet darauf! (9,8) Und Gott sprach zu Noah und zu seinen Söhnen mit ihm:
(9,9) Siehe, ich richte meinen Bund auf mit euch und mit eurem Samen, der nach euch kommt,
(9,10) auch mit allen lebendigen Wesen bei euch, mit Vögeln, Vieh und allen Tieren der Erde bei euch, mit allen, die aus der Arche gegangen sind, was für Tiere es seien auf der Erde.
(9,11) Und ich will meinen Bund mit euch aufrichten, daß künftig nie mehr alles Fleisch von dem Wasser der Sintflut ausgerottet wird, und daß auch keine Sintflut mehr kommen soll, um die Erde zu verderben.
(9,12) Und Gott sprach: Dies ist das Zeichen des Bundes, den ich festsetze auf ewige Ge- schlechter hin zwischen mir und euch und allen lebendigen Wesen, die bei euch sind:
(9,13) Meinen Bogen setze ich in die Wolken, der soll ein Zeichen des Bundes sein zwischen mir und der Erde.
(9,14) Wenn es nun geschieht, daß ich Wolken über der Erde sammle, und der Bogen in den Wolken erscheint,
(9,15) dann will ich an meinen Bund gedenken, der zwischen mir und euch und allen lebendigen Wesen von allem Fleisch besteht, daß künftig die Wasser nicht mehr zur Sintflut werden sollen, die alles Fleisch verdirbt.
(9,16) Darum soll der Bogen in den Wolken sein, daß ich ihn ansehe und an den ewigen Bund gedenke zwischen Gott und allen lebendigen Wesen von allem Fleisch, das auf der Erde ist!
(9,17) Und Gott sprach zu Noah: Das ist das Zeichen des Bundes, den ich aufgerichtet habe zwischen mir und allem Fleisch, das auf der Erde ist.

1. Mose 9,6-17

Historischer Kontext

Durch die Sintflut (1. Mose 6,1–8,22) wurde die Erde «resetted» durch Gott. Es haben nur 8 Personen überlebt: Noah, seine Frau, seine drei Söhne Ham, Sem, Yaphet und deren Frauen. Es ist ein Neubeginn mit einem erneuerten Bund zwischen Gott und den Menschen. Es gibt noch keine Königreiche, Gewaltherrschaften (Nimrod in 1. Mose 10,8–9) entstehen erst nach der Sintflut.

Literarische Beobachtung

Wir haben es hier mit einer Geschichtserzählung zu tun. Mose gibt die Geschichte der Errichtung des Bundes zwischen Gott und Noah (und seinen Nachkommen) wieder. Der Bund beinhaltet Verpflichtungen und Verbote sowie Verheissungen.
Vom Inhalt her ist zu erkennen, dass Gott hier (und im Rest des Bundes-Abschnittes 1. Mose 8,21–9,17) direkt spricht.
In den Versen 1. Mose 9,4–6 wird zudem das Wort «Blut» wiederholt.
Über die Reaktion Noah’s respektive der Menschen erfahren wir hier direkt Nichts.

Wichtige Wörter

  • nephesch (Seele / Leben)
  • dam (Blut)
  • basar (Fleisch)

Interessante Ähnlichkeiten

  • adam / dam (Mensch / Blut)
  • adam / adama (Mensch / Erdboden)
  • hay / hayya (lebendig / Tiere)

Wichtige Parallelstellen

  • Mose 1,28
  • 3. Mose 7,26–27
  • 3. Mose 17,10–11
  • 3. Mose 17,14
  • 3. Mose 19,26
  • 5. Mose 12,16
  • 5. Mose 12,23–25
  • 5. Mose 15,23
  • 1. Samuel 14,32–34
  • Johannes 6,53–56
  • Apostelgeschichte 15,20.29


Dies ist nur eine Auswahl. Die «Treasury of Scripture Knowledge» listet 73 Parallelstellen zu unserem Textabschnitt auf!1Vgl. Blayney u. a., The Treasury of Scripture knowledge

Direkt erkennbare Hauptgedanken

Noah und seine Nachkommen (also alle Menschen) werden von Gott gesegnet. Tiere sind dem Menschen nicht mehr nur untertan, sondern erschrecken vor dem Menschen. Sie dienen ihm zur Nahrung (alle Tiere ohne Einschränkung der Arten). Aber das Blut darf nicht mit dem Fleisch gegessen werden.

Das Tier muss tot und ausgeblutet sein. Unter Menschen gilt das Vergiessen von Blut (im Sinne von Mord) als todeswürdiges Verbrechen.

Fragen an den Text und die Parallelstellen

Die Auslegung (Teil II) und Anwendung (Teil III) sollen uns helfen, diese Fragen zu beantworten.

  1. Was sind die Unterschiede zum Bund mit Adam? (1. Mose 1,26–30;1. Mose 2,15–17)
  2. Gott fängt «neu» an mit der Menschheit (8 Personen), warum stellt er diese neuen Regeln auf in diesem Bund?
  3. Wie unterscheiden sich «macht Untertan / herrscht über sie» (1. Mose 1,26.27) von «in eure Hand sind sie gegeben» (1. Mose 9,2)?
  4. Warum soll Furcht und Schrecken über alle Tiere kommen 1. Mose 9,1?
  5. Ist 1. Mose 9,5 ein Gebot der Todesstrafe?
  6. Wenn die Tiere in unsere Hand gegeben sind (1. Mose 9,2), warum ist dann ihr Blut/Leben tabu? Will Gott die Hoheit über das Leben behalten? Will ER damit eine schmerzlose Tötung sicherstellen (was das Schächten ja ist)?
  7. Sind die allgemeingültigen Gebote/Gesetze des Noachitischen Bundes ebenfalls erfüllt durch den Herrn Jesus (Matthäus 5,17) oder nur die Israelitischen?
  8. Was sind die Konsequenzen, dass wir Menschen diesen Bund seit damals bis heute ständig brechen (Mord, Abtreibung, Euthanasie)?
  9. Das Blutverbot wird in Apostelgeschichte 15,20.29 wiederholt: Gilt es auch noch für uns?

Teil II

Auslegung

und ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen!

Johannes 8,32

Auslegung von 1. Mose 9–9,5

Hauptgedanken im grösseren Zusammenhang

Der «Noachitische Bund» gilt für alle Zeiten (1. Mose 8,22,1. Mose 9,12). Er ist unkündbar. Es ist ein unilateraler Bund von Gott mit den Menschen, der auch Gebote beinhaltet, deren Brechen durch den Menschen diesen aber in keiner Weise auflösen kann.

Bundeszusammenhang

Dieser ist auch der «Nachklang» der Sintflut im grösseren Zusammenhang und der Übergang zur Geschichte der Menschheit mit Noah’s Söhnen und deren Nachkommen als Überleitung zum Turmbau von Babel und zu den Patriarchen.
Es handelt sich um die Konkretisierung und Erweiterung des Bundes mit Adam (1. Mose 1,1-30 und 1. Mose 2,15–17). Mit dem Noachitischen Bund beginnt die sog. «Haushaltung der menschlichen Obrigkeit». Gott offenbarte sich durch die Gnade an den 8 Insassen der Arche und an den Tieren, die gerettet wurden. Noah bekam direkte Offenbarungen (in direkter Rede) von Gott und ist daher als Prophet anzusehen. Nachdem seinen Sohn Ham resp. dessen Nachkommen Kanaan verflucht hatte, hörte man nichts mehr von ihm (1. Mose 9,25–29).
Die Herrschaft über die Erde (Tiere & Pflanzen) war Adam und Eva als «Vasallen-Könige» von Gott gegeben (Adamitischer Bund). Diese Herrschaft wird nun eine zumindest teilweise Schreckensherrschaft des Menschen über die Natur im Noachitischen Bund, so wie Adam & Eva den erste Bund gebrochen hatten, so wurde nun die Tierwelt «gesetzlos»: Die Tiere verlieren den Respekt vor dem Menschen, greift ihn an oder haben Angst vor ihm. An dieser Stelle ist Noah quasi der «Vasallenkönig» und alle Menschen (auch wir!) sind «Vasallenkönige» (evtl. Haushalter, so wie in den Dispensationen?) und haben bezüglich der Einhaltung dieses Bundes versagt. Der Noachitische Bund bildet eine Einheit mit dem Adamitischen Bund, genauso wie der Sinai-Bund mit dessen Erneuerung (5. Mose 29,11) eine Einheit bildet2Vgl. Niehaus, Biblical Theology: The Common Grace Covenants.

Gültigkeitsdauer des Bundes

Dieser Bund gilt für alle Menschen, also auch für uns. Er wurde niemals aufgelöst (also sind auch seine Gebote nicht aufgehoben. Der Herr Jesus selber sagt in Matthäus 5,17 «Ich bin nicht gekommen um aufzulösen, sondern um zu erfüllen!». Damit bleibt allerdings noch die Frage, ob die Gebote/Gesetze des Noachitischen Bundes ebenfalls erfüllt sind durch Ihn oder nur die israelischen? Siehe dazu auch unsere Fragen im Abschnitt «Fragen an den Text und die Parallelstellen».

Was bedeutet «Blut essen»?

Offenbar ist mit «Blut essen» das Essen von Fleisch mit darin enthaltenem Blut (in grösserer Menge) gemeint, nicht das alleinige Essen von Blut (wie bspw. in Blutwurst), vgl. 1. Samuel 14,32–33.
In 3. Mose 19,26 macht Gott selber das Gebot klar («Ihr sollt nichts mit Blut essen.»), auch wenn dort nur Israel angesprochen ist. In der Wiederholung in 5. Mose 12,23–25.
Aber tatsächlich wird das Gebot für Israel verschärft in 3. Mose 17,10, wo der Genuss von Blut allgemein verboten wird.

Was ist die Begründung des Verbots?

In 3. Mose 17,10–14 finden wir die ausführliche Begründung:

(10) Und wenn ein Mensch aus dem Haus Israel oder ein Fremdling, der unter ihnen
wohnt, irgendwelches Blut ißt — gegen die Seele, die Blut ißt, will ich mein Ange-
sicht richten und sie ausrotten aus der Mitte ihres Volkes.
(11) Denn das Leben des Fleisches ist im Blut, und ich habe es euch auf den Altar gegeben,
um Sühnung zu erwirken für eure Seelen. Denn das Blut ist es, das Sühnung
erwirkt für die Seele.
(12) Darum habe ich den Kindern Israels gesagt: Keine Seele unter euch soll Blut essen;
auch der Fremdling, der unter euch wohnt, soll kein Blut essen.
(13) Und wenn ein Mensch von den Kindern Israels oder ein Fremdling, der unter ihnen
wohnt, ein Wild oder einen Vogel erjagt, die man essen darf, der soll ihr Blut
ausfließen lassen und mit Erde bedecken;
(14) denn [es ist] das Leben allen Fleisches; sein Blut gilt für sein Leben. Darum habe ich
den Kindern Israels gesagt: Ihr sollt nicht das Blut irgendeines Fleisches essen;
denn das Leben alles Fleisches ist sein Blut. Wer es aber ißt, der soll ausgerottet
werden.

3. Mose 17,10–14


In Johannes 6,53–56 befiehlt uns Jesus, sein «Blut zu trinken», welches echtes Leben bedeutet (im Gnadenbund)! Dies ist das einzige lebendige Blut, dass wir (bildlich beim Abendmahl) zu uns nehmen sollen (vgl. Johannes 6,53–54)

Das Verbot wird im Neuen Testament wiederholt

In Apostelgeschichte 15,19–20.29 und Apostelgeschichte 21,25 werden häufig als Wiederholung des Verbotes von 1. Mose 9,4 betrachtet:

sondern ihnen nur schreiben soll, sich von der Verunreinigung durch die Götzen, von der Unzucht, vom Erstickten und vom Blut zu enthalten.

Apostelgeschichte 15,20


Die Zeugen Jehovas verstärken dies in’s Absurde mit dem Verbot von Bluttransfusionen3Vgl. Geisler und Howe, Antworten auf schwierige Fragen zur Bibel, Von 1. Mose bis Offenbarung, S. 569–570.
Betrachten wir aber den Kontext: In den Anfangsjahren der Gemeinde verlangten pharisäische Juden, dass die Heidenchristen das Gesetz Mose halten müssten (Apostelgeschichte 15,5) worauf Petrus sie wiederlegte (Apostelgeschichte 15,7–21). Diese Gebote wurden von der Gemeinde nicht als Last, sondern als Trost empfunden! (Apostelgeschichte 15,31) Der Herr Jesus selbst sagt

«Nicht das, was zum Mund hineinkommt, verunreinigt den Menschen, sondern was aus dem Mund herauskommt, das verunreinigt den Menschen.» .

Matthäus 15,11

Wir können also mit einer gewissen Berechtigung davon ausgehen, dass Petrus die eigentlichen «Selbstverständlichkeiten» wiederholte (Götzendienst, Unzucht, Blutkonsum) und wir somit die Freiheit in Christus (Galater 5,1) haben, zu essen was wir wollen. Schliesslich stehen wir nicht unter Gesetz (Römer 6,14). Wir sollten zwar vorsichtig damit sein, die Bibel situativ auszulegen, aber in diesem Falle hat Petrus dies vermutlich wirklich aus Rücksicht auf Juden- und Heidenchristen für die Situation der noch jungen Gemeinde geschrieben. Auch Paulus schreibt, dass wir keinen Anstoss erregen sollen (vgl. 1. Korinther 10,31–32).
Folgende Bibelverse stützen dies zusätzlich:

Kleine Wortstudien

חַי («Hay»)

Leben, Adj. lebend, roh (Fleisch), existieren, robust, frisch (Wasser), «hayya» (V: lebendes Wesen), vgl. «Nephesch» (Seele, Atem), im Sinne von «lebende Seele»4Vine, Unger und White, Vine’s Complete Expository Dictionary of Old and New Testament Words: «The feminine form of the word, chayyah, means “living being” and is especially used of animals.».

ׁנֶֶפֶשׁ («Nephesch»)

Tiere, Seele, Kehle, Leben, aber auch «von Herzen wünschen», erwarten (die Seele erwartet), töten (Seele nehmen), wünschen (frage die Seele), (sterbliche) Feinde, Gedanken Rat der Seele), Seelenqual/Bitterkeit der Seele und sogar Kidnapping (Seele stehlen).5Vgl. Lexham Theological Wordbook.,6Vgl. Swanson, Dictionary of Biblical Languages with Semantic Domains : Hebrew (Old Testament).

דָּם («Dam»)

Blut, Tod, Töten. Auch im Sinne von Blutvergiessen und Blutschuld (Mord).7Vgl. Matheus, PONS Kompaktwörterbuch Althebräisch: Althebräisch-Deutsch

בָּשָׂר («Basar»)

Fleisch, Leib, Körper Haut, Menschen, Wesen, Lebewesen.8Vgl. ebd.

Thematische Zusammenfassung

  • Essen von Tieren erlaubt
  • Blut vergiessen ist verboten
  • Todesstrafe wird eingesetzt (für Blutvergiessen)

Offenbarungsgeschichtlicher Hintergrund

  • 1. Mose 1,29; 30 Die Menschen dürfen alle pflanzliche Nahrung essen (Vegetarische Ernährung)
  • 1. Mose 9,3 Die Menschen dürfen Fleisch essen 3. Mose 11; 17 Israel darf nur bestimmte als rein definierte Tierarten essen mit Opferungsvorschriften Für die Gemeinde werden die Gebote des Noachitischen Bundes zusammen mit dem 1. & 6. Gebot (Verbot des Götzendienstes und der Unzucht/Ehebruch) des Dekalogs (10 Gebote) gesetzt. 1. Mose 9,3 ist eine Erweiterung der Essenserlaubnis von Gott in 1. Mose 1,29.30, später wird es für Israel beschränkt (3. Mose 11,1–47). In 3. Mose 17,10 ist das Blutverbot für Israel wiederholt, aber auch die Fremdlinge werden miteinbezogen (nur Blutverbot, nicht koscher)! Im NT: Für die (gemischte) Gemeinde spezifisch wiederholt in Apostelgeschichte 15,20;29, siehe Unterabschnitt 8.5.
  • a) Alle Menschen dürfen Fleisch essen.
  • b) Israel hat sich an bestimmte Speisegesetze zu halten, die enger definiert sind (nur reine/koschere Tiere nach rituellen Vorschriften geschlachtet/geopfert) => Das Fett und das Blut gehören Jahwe! Die Gemeinde steht nicht unter dem Gesetz und hält sich an a) sowie an das 1. und 6. Gebot des Dekalogs (nach evang. Zählweise)

Was sagen die Kommentare?

Der Kommentar von Robert D. Bergen erwähnt einen interessanten Punkt: Gibt es das Blutverbot nur, um die Messianischen Juden nicht zu brüskieren?9Vgl. Bergen, «Genesis» in CSB Study Bible (Bible and Notes), S. 22
Matthew Henry meint, dass mit dem wahren Blutopfer Christi diese Regel hinfällig ist. Interessanter Aspekt: Ist mit dem Fleisch mit Blut einfach rohes Fleisch gemeint?10Vgl. Henry, Henry’s commentary on the whole Bible: complete and unabridged in one
volume, S. 29

Die Wiederholung im NT wird von einigen Kommentatoren als eine Art gemeinsame Basis für Judenchristen und Heidenchristen angesehen, damit diese Tischgemeinschaft haben können. Es kann sich durchaus auch um Anleitung zur moralischen Verbesserung für die Heidenchristen handeln. Diese waren nämlich traditionellerweise häufig noch in Tieropfer, Unzucht und Götzendienst verwickelt.11Vgl. Porter, «Acts» in CSB Study Bible (Bible and Notes),
Gleason L. Archer meint allerdings, dass die Heiligkeit des Blutes auch moderne Christen noch von «Blutkonsum in Lebensmitteln» abhalten sollte.12Vgl. Archer, Schwer zu verstehen?, S. 104–106
Auch William MacDonald schreibt:

«Vom Blut». Das bezieht sich auf 1.Mose 9,4 und steht demnach vor dem mosaischen Gesetz. Weil der Bund mit Noah nie aufgehoben wurde, sind wir der Überzeugung, dass diese Anordnungen auch noch heute gelten13MacDonald, Kommentar zum Neuen Testament, S. 543–544.


Teil III

Anwendung

So steht nun fest in der Freiheit, zu der uns Christus befreit hat, und laßt euch nicht wieder in ein Joch der Knechtschaft spannen!

Galater 5,1
Blutwurst mit Sauerkraut und Röstäpfel

Anwendung von 1. Mose 9,1-5

Wir haben die Gnade, dass Paulus im NT geleitet durch den Heiligen Geist sehr gute Richtlinien aufstellt, die wir befolgen dürfen

Ist das Blutverbot überhaupt noch relevant für uns?

Das Blutverbot von 1. Mose 9,4 ist heute noch gültig für uns, denn der Noachitische Bund ist für alle Zeiten gültig und das Leben (das im Blut ist) bleibt Eigentum von Gott. Das Verbot wird zudem im NT wiederholt.

Gesundheitliche und historische Aspekte

Der Genuss von frischem, «lebendigem» Blut kann zu einem unheiligen Blutrausch führen. Dies ist mit ein Grund, warum in heidnischen Kulturen der Blutkonsum häufig zum Götzendienst gehörte.
Im Blut befinden sich sehr viele Bakterien und Viren, daher ist frisches Blut eine direkte Gesundheitsgefahr.
Wir wissen ja, dass man niemals alles Blut aus allen Kapillaren des Fleisches entfernen kann. So könnte man auf die Idee kommen, dass Fleischgenuss als solcher verboten wäre. Dies wäre ein Widerspruch zur direkten Erlaubnis, die Gott erteilt hat.

Wie soll man unter Christen mit dem Thema umgehen?

28 Wenn aber jemand zu euch sagt: Das ist Götzenopferfleisch! — so eßt es nicht, um dessen willen, der den Hinweis gab, und um des Gewissens willen, denn »dem Herrn gehört die Erde und was sie erfüllt«.
29 Ich rede aber nicht von deinem eigenen Gewissen, sondern von dem des anderen; denn warum sollte meine Freiheit von dem Gewissen eines anderen gerichtet werden?

1. Korinther 10,28-29

Römer 14,13–23 und 1. Korinther 10,14–33 stellen sehr klare Verhaltensregeln dar, wie man seine Freiheit in Christus leben soll. Dort wird allerdings von Götzenopferfleisch gesprochen und nicht von Blut. Schwierig zu sagen, ob dies auf Blutwürste auch zutrifft, aber wir haben guten Grund, dies anzunehmen, denn deren Blut ist ja gekocht (und damit tot ⇒nicht zum Leben wirksam).

Die Geschwisterliebe als Leitplanke (vgl. 1. Korinther 8,1–13)

Habt aber acht, daß diese eure Freiheit den Schwachen nicht zum Anstoß wird

1. Korinther 8,9

Wiederum könnten wir unter Berufung auf unsere Christliche Freiheit «alles ist uns erlaubt…» (vgl. 1. Korinther 10,23) meinen, wir dürften überall alles inkl. Blutwürste essen, was allerdings viele schwächere Geschwister in Not bringen würde:

Aber nicht alle haben die Erkenntnis, sondern etliche machen sich ein Gewissen wegen des Götzen und essen [das Fleisch] noch immer als Götzenopferfleisch, und so wird ihr Gewissen befleckt, weil es schwach ist.

Korinther 8,7

Gottes Gnade erlaubt, dass wir Fleisch essen dürfen. Es dürfen jedoch keine lebenden Tiere (eben mit Lebensblut im Fleisch) sein. Das Blut abzulassen, ist zudem eine schonende Tötungsweise. Blut in Blutwürsten ist «totes Blut» und laut NT ist uns alles erlaubt. Dennoch sollten wir Rücksicht auf Glaubensgeschwister nehmen und im Zweifelsfalle Abstand vom Konsum von Blutwürsten nehmen.
Klar ist, dass lebende Tiere mit Blut darin nicht gegessen werden sollen, denn der Noachitische Bund ist immer gültig.
Prinzipiell spricht also nichts dagegen in «weltlicher» Gesellschaft eine Blutwurst zu konsumieren, da uns alles erlaubt ist (vgl. 1. Korinther 10,23). Dies würde allerdings bedingen, dass wir immer erst fragen «Sind hier Christen anwesend?» und falls ja «Seid Ihr in Christus und im Gewissens schon so frei, dass es euch nicht stört, wenn ich Blutwurst esse?» Das scheint allerdings kein realistisches Vorgehen zu sein. Daher ist es wohl empfehlenswert, Blutwurst nur im privaten Rahmen zu essen, aber sogar dort sollten wir gläubigen Familienmitgliedern kein Stein des Anstosses sein.

Fazit

Letztendlich bleibt es jedem Christen in seiner aktuellen Situation überlassen, ob er Blutwurst essen möchte. Es ist ihm zwar erlaubt, aber er soll dabei in brüderlicher Liebe Rücksicht auf seine schwächeren Geschwister nehmen.

Persönliches Fazit

Ich werde weiterhin keine Blutwurst essen, in erster Linie deswegen, weil sie mir nicht schmeckt. Es gibt meines erachtens keinen Grund, den Genuss von Blutwurst als solche für Christen zu verbieten, da es sich um «totes Blut» (da gekocht) handelt und wir in der Freiheit Christi leben.
Wir sollten aber Geschwister darauf aufmerksam machen, dass sie andere schwächere Glieder (imSinne von einem schwächerem Gewissen) durch das Essen und Anbieten von Blutwürsten in Gewissensnöte bringen könnten. Deshalb sollten wir aus Liebe und Rücksicht auf den Genuss von Blutwurst in Gesellschaft besser verzichten. Wir geben damit auch der Welt keinen weiteren Grund zum Anstoss.
Zudem werde ich in Zukunft die Regenbögen14Die Echten mit den 7 Farben noch mehr geniessen als konkretes Bundeszeichen des Herrn!


Quellen

Archer, G. L., & Archer, G. L. (2005). Schwer zu verstehen?
Blum, E., & Wax, T. (2017). CSB Study Bible (Bible and Notes). Holman Bible Publishers,.
Canne, J. (Ed.). (1982). The Treasury of Scripture knowledge: five-hundred thousand scripture references and parallel passages. MacDonald Pub. Co.
Geisler, N. L., & Howe, T. (2018). Antworten auf schwierige Fragen zur Bibel: von 1. Mose bis Offenbarung (1. Auflage). Christliche Verlagsgesellschaft.
Henry, M. (1994). Matthew Henry’s commentary on the whole Bible: complete and unabridged in one volume. Hendrickson.
MacDonald, W., & MacDonald, W. (2013). Kommentar zum Neuen Testament (C. Eichler, Trans.; 6. überarbeitete Auflage (Gesamtausgabe)). Christliche Literatur-Verbreitung e. V.
Mangum, D., Brown, D. R., Klippenstein, R., & Hurst, R. (2014). The Lexham Theological Wordbook. Lexham Press.
Matheus, F. (2015). PONS Kompaktwörterbuch Althebräisch: Althebräisch-Deutsch; [10.000 Stichwörter und Wendungen] (1. Aufl., [Nachdr.]). PONS.
Niehaus, J. J. (2014). Biblical theology. WEAVER BOOK COMPANY.
Swanson, J. (1997). Dictionary of Biblical Languages with Semantic Domains : Hebrew (Old Testament). Oak Harbor: Logos Research Systems, Inc.

Bildquellen:

  • 1
    Vgl. Blayney u. a., The Treasury of Scripture knowledge
  • 2
    Vgl. Niehaus, Biblical Theology: The Common Grace Covenants
  • 3
    Vgl. Geisler und Howe, Antworten auf schwierige Fragen zur Bibel, Von 1. Mose bis Offenbarung, S. 569–570
  • 4
    Vine, Unger und White, Vine’s Complete Expository Dictionary of Old and New Testament Words: «The feminine form of the word, chayyah, means “living being” and is especially used of animals.»
  • 5
    Vgl. Lexham Theological Wordbook.
  • 6
    Vgl. Swanson, Dictionary of Biblical Languages with Semantic Domains : Hebrew (Old Testament).
  • 7
    Vgl. Matheus, PONS Kompaktwörterbuch Althebräisch: Althebräisch-Deutsch
  • 8
    Vgl. ebd.
  • 9
    Vgl. Bergen, «Genesis» in CSB Study Bible (Bible and Notes), S. 22
  • 10
    Vgl. Henry, Henry’s commentary on the whole Bible: complete and unabridged in one
    volume, S. 29
  • 11
    Vgl. Porter, «Acts» in CSB Study Bible (Bible and Notes),
  • 12
    Vgl. Archer, Schwer zu verstehen?, S. 104–106
  • 13
    MacDonald, Kommentar zum Neuen Testament, S. 543–544
  • 14
    Die Echten mit den 7 Farben

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